Princess 300, Bj. 1959 und 1963

Seriennummer: 155132 / 310672
Baujahr: 1959/1963
Modell: 300
Herkunft: Keller & Knappich, Deutschland
Schriftart: Pica (gibt es auch in anderen Schriftarten)
Farbband: 13 mm, zweifarbig auf DIN Spulen
Zubehör: Tragekoffer
Besonderheit: Anschlagregler, Tabulator, Walzenfreilauf

LINKS: Eine Princess 300 aus 1963 RECHTS: Eine Princess 300 v0n 1959

Die Geschichte Ihrer Majestät, der Prinzessin

Die erste Princess erblickte 1949 bei der Firma Keller & Knappich in Augsburg das Licht Welt, kurz auch KUKA (Keller Und Knappich Augsburg) genannt. Ursprünglich, so ab den 1930er Jahren baute man bei KUKA noch keine Schreibmaschinen sondern ziemlich erfolgreich Müllfahrzeuge. Man war hierzulande einer der größten Hersteller solcher Fahrzeuge.
Erst nach dem zweiten WK erschien die erste Princess auf dem deutschen Markt. Anfangs sah die Princess noch etwas spartanischer aus, und wie ich finde noch nicht so hübsch wie die spätere Version die ich hier vor stelle. Die ersten Modelle trugen noch nicht ihren majestätischen Namen „Princess“ sondern hatten keine Bezeichnung oder sie wurden „Lilliput“ genannt.
Schon im Jahr 1950 wurde Modell 1 durch die Princess 2 ersetzt und 1954 dann durch eine Princess 200. Nun wurden sie zu den hübschen Prinzessinnen die ich persönlich am liebsten mag.
Die Produktion der Princess lief in Deutschland bis 1968 sehr erfolgreich, dann wurde die Produktion nach Bulgarien verkauft wo die Princess als Maritsa und Mapuua unter sozialistischen Gesichtspunkten weiter gebaut wurde. Ab jetzt verlor sich nach und nach das hübsche Design der klassischen Princess und sie wurde zu einer unter vielen anderen Plastikmaschinen. Sie verlor ihre Magie und ihre Schönheit.

Zwei Blau/Weiße Princess mit verschiedenen Kofferausführungen. Klarer Fall, der Blaue ist der schönere!

Die verschiedenen Prinzessinnen

Es wurde für jeden majestätischen Augenschmaus gesorgt, denn die Princess wurde in mehreren hübschen Variationen ausgeliefert. Ganz im Stil der 1950er Jahre. Ich meine damit nicht die kleinen technischen Unterschiede zwischen der „Princess Standard“, „Princess 100“, „Princess 200“ und der „Princess 300“ .Nein, ich meine etwas sehr viel auffälligeres, nämlich ihre Farbgebung.

Eine prächtige Erscheinung

Wir Du siehst habe ich hier zwei Blau/Weiße Princess ausgesucht. Eine von 1959 und eine von 1963. Für diesen Test standen mir somit zwei Exemplare zur Verfügung. Das passiert ja auch nicht so oft.
Es gab die Princess auch in Rot/Weiß, in Grün/Weiß und in einfarbig Weiß, Grün, Grau und Aubergine. Habe ich noch eine vergessen?
Ja, es gab eine teure vergoldete Luxusvariante in Schwarz/Gold. Wunderschön und heute mehrere tausend Euro wert. Von dieser zu träumen ist immer legitim, aber meine Favoritin ist und bleibt die Rot/Weiße oder die Blau/Weiße, und genau diese möchte ich hier vorstellen und testen.
Die Unterschiede finden sich beim technischem Zubehör und nicht in ihrer Funktion. Die geringst ausgestattete, also eine sogenannte Simplex ist die „Princess Standard„. So eine Princess Standard ist hier auch bereits vorgestellt worden.
Die Standard kann das wichtigste was die anderen auch können, nämlich sehr schön tippen. Dann kommt je nach Ausführung und Geldbeutel noch der Tabulator hinzu, die Farbschaltung, der Anschlagregler und der Walzenfreilauf. Diese Princess 300 brilliert mit der Vollausstattung und kostete damals so um 450 D-Mark. Ob nun eine Standard oder die 300, ob farbig, einfarbig oder in Gold, alle tippen hervorragend.

1.) Tabulatorschalter und Taste  2,) Schreiben mit Rot  3.) Schreiben mit Schwarz

Schwachpunkte der Princess

Ja, Schwachpunkte gibt es leider auch. Aber es sind vermeidbare Schwachpunkte, denn eine Princess ist, wie ihr Name schon verrät, nicht dafür geschaffen schlecht behandelt zu werden. Natürlich sollte man gar keine Schreibmaschine schlecht behandeln, aber mache konnten lange Lagerzeiten besser überstehen und andere nicht so gut. Die Prinzessin ist so eine majestätische Mimose wenn es um ungünstige Klimaeinflüsse geht. Sie kränkelte schneller als andere.
Damit ist gemeint das ihre Mechanik, wird sie feuchter Zugluft ausgesetzt, schneller rostet als andere. Die Princess ist bekannt dafür das sie, wird sie lange im Keller oder auf zugigen Dachböden gelagert, Rost ansetzt. Und hiervon ist ganz besonders die Schaltzentrale betroffen. Viele Prinzessinnen erkranken danach an einer oft unheilbaren Schreibmaschinen Arthrose und werden so lahm gelegt. In der Frühen Form erlahmt erst der Wagen. In diesem Stadium ist er noch einigermaßen leicht zu heilen. Später verweigert die Princess das Tippen komplett und der ganze Wagen bewegt sich nur noch knarzend oder gar nicht mehr weil das Schaltmesser festgerostet ist.
Viele Prinzessinnen sind danach nur als hübscher Pflegefall für die Dekovitrine zu gebrauchen und manche bekommt man wieder repariert.
Möchtest Du eine Princess, egal welches Modell, kaufen, dann achte darauf das alle Funktionen geschmeidig gegeben sind und das die Schreibwalze sich dreht. Am besten immer mal etwas tippen und den Wagen hin und her schieben. Das geht ja auch ohne Papier und Farbband.

Schreiben mit der Princess

Wie Du jetzt bereits weißt, wenn es um das reine Tippen geht, ist es egal welches Modell einer Princess Du favorisierst. Alle Modelle sind sich zum Thema „Tippen“ ebenbürtig. Alle Modelle schreiben hervorragend und geschmeidig. Ihre Geräuschentwicklung ist angenehm und nicht nervig laut.

Die Princess ist auch die ideale Sofa-Schreibmaschine weil sie einen geschlossenen Unterboden hat. Du kannst Dir das Prinzesschen bequem auf die Schenkel stellen und drauf los tippen. Papier einlegen natürlich nicht vergessen! Du musst also nicht zwingend am Tisch oder Schreibtisch sitzen. Die Dame ist ideal für Bequem-Tipper wie mich.

Zwischen den Symbolen „Minus“ und „Plus“ befindet sich der Schalter für die Anschlagregelung.

Um den persönlich angenehmsten Tastenwiderstand einstellen zu können besitzt die Princess 300 rechts unter der Abdeckung einen stufenlosen Anschlagregler. Hier kann der Anschlagwiderstand von leicht bis hart eingestellt werden. Meine bevorzugte Stellung ist die Mitte.

Rechts oberhalb der Tastatur befindet sich der Anschlagregler unter der Abdeckung

Nachdem ich den Luxus hatte bereits drei Princess Schreibmaschinen testen zu können kann ich nun mit Sicherheit verkünden das sich eine Princess auch heute noch wunderbar zum schreiben eignet.
Testurteil: Sehr gut!
Als eine Reiseschreibmaschine mag sie damals gegolten haben. Im Zeitalter von Handy, Tablet und Laptop ist sie zu schwer um sie über eine längere Zeit mit sich herum zu tragen. Aber wer macht das schon? 
Ich persönlich favorisiere die 300er mit Tabulator, denn hier gestaltet man schnell und einfach ansehnliche Texte mit schönen Absätzen und Einzügen.

Wert einer Princess

Die Preise für eine Princess, insbesondere die für eine mehrfarbige sind eklatant unterschiedlich. Die Tendenz zeigt jedoch gen steigender Preise.
Ich selbst kaufe oft Maschinen die renovierungsbedürftig sind. Kommt mir eine unter die praktisch wie neu daher kommt bin ich natürlich auch begeistert. So etwas kommt aber eher selten in meinem Preissegment vor. Ich gebe für so eine Maschine nie mehr als etwa 15 bis 20 Euro aus. Dann bekomme ich eine an der ich etwa 5 bis 15 Stunden Arbeitszeit habe. Mal mehr mal weniger.
Gereinigte Prinzessinnen 300 in Farbe sind mir schon für 200 bis 300 Euro angeboten worden, worauf ich aber nicht eingegangen bin. Kurzum, eine Princess vom Flohmarkt oder aus der Online Anzeige kommt billiger als eine gereinigte durch ein/en Liebhaber/in. Eine Princess wird auch kaum noch zum verschenken angeboten. Selbst die Online Angebote sind nicht gerade üppig vertreten. Kein Wunder, die sind aber auch einfach zu hübsch die Dinger. Wer eine hat gibt sie so schnell nicht wieder her.

1.) Tabulator Löschtaste  2.) Links unterm Wagen  1.) Rechts unterm Wagen

Fazit

Die Princess kann ich uneingeschränkt als Schreibmaschine für Anfänger und Fortgeschrittene Benutzer empfehlen. Es ist nicht immer ganz einfach eine gut funktionierende und auch saubere Maschine zu finden.

Ich persönlich bin sehr begeistert von der Princess 300. Sieht man ja auch deutlich , ich habe gleich zwei identische. Eine würde ich gegen eine Rot/Weiße tauschen. Wer möchte mit mir tauschen?

© 2020 – 2023
Text & Fotos by Heiko Stolten – Schreibstube Krempe

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